Nachdem Lucy, die Hauptdarstellerin in "Herbstlieben", in einem ruhigen Gästehaus mit Blick auf Apfelbäume landet, muss sie sich erstmal an die Abwesenheit ihres Telefons gewöhnen.
Bis sie das gut gefüllte Bücherregal entdeckt. Und auch die gemütliche Buchhandlung in der Kleinstadt mitten in der Steiermark.
Also liest sie. Und zwar sehr viel.
Nicht immer wird in "Herbstlieben" der Buchtitel des besprochenen Buches genannt, weshalb es nun hier eine Leseliste aller namentlich und nicht namentlich erwähnten Bücher gibt, die Lucy im Laufe ihres Abenteuers in der Hand hält.
„Kennst du das, wenn du ein Buch liest oder einen Film ansiehst und es entwickelt sich nicht so, wie du es dir wünschen würdest?“ Sie setzte sich eifrig auf und fixierte Hans mit ihrem Blick. „Du folgst diesen Charakteren ein paar Stunden lang und innerhalb kurzer Zeit wachsen sie dir ans Herz, aber der Autor oder die Autorin oder die Filmcrew oder wer auch immer haben Pläne für die Charaktere, die ihnen kein Happy End ermöglichen. Ich brauche dann oft Tage, um mich von diesen Geschichten zu erholen. Als hätte es die Personen tatsächlich gegeben, als hätten sie in ihrem Leben einfach die falsche Entscheidung getroffen – und es war eine unumkehrbare Entscheidung.“ Lucy seufzte. „Das ist das Schöne und das Schreckliche an Geschichten – egal, ob man sie als Buch oder als Song oder als Film konsumiert. Es ist schrecklich, welche Gefühle sie oftmals in dir auslösen. Aber es ist wunderschön zu wissen, dass es Menschen gibt, die so etwas kreieren können.“
„Ist dir wieder jemand ans Herz gewachsen?“, fragte Hans leise und lächelte leicht. Er drehte sich so weit zu ihr um, dass er ihr in die Augen schauen konnte – zum ersten Mal am heutigen Tag – und Lucy war für einen Moment überrascht von seinem direkten Blick. Und seiner Frage.
Dann nickte sie. „Ja“, antwortete sie leise. „Aber diesmal bin ich auch weit gereist.“
„Wie weit?“
„Bis Hongkong“, antwortete sie, „unter anderem.“
„Was liest du heute?“, fragte er und aus irgendeinem Grund wurde Lucys Bauch ganz warm. Das und der doch recht unerwartete Themenwechsel überraschten sie und ließen ihr Hirn ein paar Mal stocken.
Schließlich wurde sie jedoch von ihrem Lächeln übermannt. „Ich lese über eine geschiedene amerikanische Lehrerin, die ihren Neffen aus Paris zurückholen soll“, sagte sie dann mit wieder etwas sortierten Gedanken, „aber ich bin noch nicht sehr weit.“
„Woran können Sie sich noch erinnern?“, fragte Lucy nach.
Die Frau zuckte mit den Schultern.
„Wenn es ‚jeder‘ gelesen hat, was haben Ihre Freundinnen dazu gesagt?“, bohrte Lucy nach.
Die Frau lächelte wieder und man sah in ihren aufblitzenden Augen, wie die Erinnerung einsetzte.
„Und was lesen Sie hier gerade?“, fragte die Frau plötzlich und deutete auf jenes Buch, das Lucy zuvor für sich aus dem Regal genommen hatte, bevor sie sie angesprochen hatte.
„Ich habe keine Ahnung“, antwortete Lucy wahrheitsgetreu. „Ich habe, ehrlich gesagt, danach gegriffen, weil mir das Cover so gut gefallen hatte.“
"Man verschwindet nicht nur in einem Buch. Nein, man erinnert sich auch, wie man sich gefühlt hat beim Lesen. Wo man gesessen ist, wonach es gerochen hat, während man eine bestimmte Szene gelesen hat.“
Erdbeer-Joghurt-Schokolade und alle Bücher der drei Fragezeichen. Die Hitze eines kroatischen Kieselstrands und „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“.
Orientierungslos strich sie durch ihr Gästehaus, verstaute Dinge, die ungeplant herumgelegen waren, sortierte ihr neu gekauftes Gewand und kochte sich frischen Tee. Irgendwann fiel ihr Blick auf jenes Buch, das ihr Amina neulich in die Hand gedrückt hatte, bevor sie fluchtartig das „Seitenweise“ verlassen hatte.
Das Buch war fabriksneu, aber schon lang veröffentlicht. Lucy erkannte den Titel gleich wieder. Es war einige Jahre her, dass sie es gelesen hatte. Ungefähr zur gleichen Zeit, als sie auch „Die Korrekturen“ gelesen hatte. Ein riesiger roter Apfel prangte auf dem Titel und Lucy fragte sich, ob dies Zufall war oder ob ihr Amina mit purer Absicht ein Buch gegeben hatte, das mitunter auf einer Apfelplantage spielte.
Lucy ließ die Seiten des Buches durch ihre Finger laufen und schlug es dann dort auf, wo die Geschichte begann. Noch im Stehen begann sie zu lesen.
Und innerhalb kürzester Zeit ließ sie sich von den Worten mitnehmen, in den Norden der USA, nach Maine, zu den kuriosen Abenteuern des Homer Wells.
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